Die Schweizer Pianistin Simone Keller (*1980) absolvierte ihre Ausbildung in der Konzertklasse von Hans-Jürg Strub an der Zürcher Hochschule der Künste und wurde unter anderem mit dem 1. Preis beim Landolt-Wettbewerb, dem 2. Preis beim Hans-Ninck-Wettbewerb und dem EMCY-Kammermusikpreis beim Europäischen Klassik-Festival Ruhr ausgezeichnet. Sie pflegt als Solistin und Kammermusikerin ein sehr breites Repertoire in der klassischen und modernen Musik bis hin zu experimentellen und interdisziplinären Formaten, eigenen Konzepten und Vermittlungsprojekten und übt eine intensive Konzerttätigkeit in der Schweiz und in vielen anderen Ländern in Europa, den USA und Asien aus. Simone Keller ist Mitglied zahlreicher experimenteller Ensembles wie beispielsweise dem Ensemble TZARA, dem Kukuruz Quartett und dem Trio Retro Disco.
Als Gast spielte Simone Keller regelmässig beim Musikkollegium Winterthur, der Südwestdeutschen Philharmonie und dem Collegium Novum Zürich und wurde unter anderem vom Ensemble Contrechamps Genf, dem Glassfarm Ensemble New York oder dem Hong Kong New Music Ensemble eingeladen, wo sie mit Dirigenten wie Peter Rundel, Jac van Steen, Jonathan Stockhammer, Pablo Heras-Casado, Peter Ruzicka, Peter Hirsch, Heinz Holliger oder Johannes Kalitzke arbeitete. Für den Böhlau-Verlag Wien hat Simone Keller Ustwolskajas Klaviersonaten eingespielt und verschiedene Aufnahmen in Zusammenarbeit mit dem SWR Experimentalstudio, dem Schweizer Radio DRS, Quilin Records, Musiques Suisses oder dem Merian-Verlag realisiert. Einen wichtigen Platz nimmt ausserdem die kontinuierliche Arbeit als Theatermusikerin ein. Simone Keller wirkte in unzähligen Produktionen mit und war beispielsweise am Theater Basel in den „Königinnen” von Joachim Schloemer und Fritz Hauser und am Schauspielhaus Zürich in „piano forte” von Ruedi Häusermann auf der Bühne zu sehen und hören.
2016 wurde Simone Keller für mehrere Monate in die Cité Internationale des Arts nach Paris eingeladen, 2017 durfte sie mit dem Center for Computer Research in Music and Acoustics an der Stanford University in Kalifornien zusammenarbeiten und erhielt 2019 erneut Einladungen von der Columbia University und der Manhattan School of Music in New York sowie der Brown University in Providence/Boston.
2018 erschien die Einspielung von Julius Eastmans Klaviermusik, die Simone Keller mit ihrem Klavierquartett bei Intakt Records veröffentlich hatte, auf äusserst unterschiedlichen Bestenlisten – unter anderem mit Hilary Hahn und Igor Levit in der Boston Globe als eines der „Best classical albums” und als „Album of the year 2018” von The New York City Jazz Records. 2019 wurde Simone Keller für den internationalen innovation award von Classical:NEXT nominiert. Im selben Jahr erhielt sie sowohl den IBK-Preis als auch den (parallel dazu von einer unabhängigen Jury aus Jugendlichen kuratierten) IBK-Förderpreis der Jugendjury. Simone Keller ist Preisträgerin des Conrad Ferdinand Meyer Preises 2021.
2022 wurde sie mit dem Thurgauer Kulturpreis und dem Schweizer Musikpreis ausgezeichnet.
Philip Bartels, geboren 1978 in Berlin (Ost) und aufgewachsen an der polnischen Grenze auf der Insel Usedom, lebt seit 2002 in der Schweiz, wo er an der Hochschule für Musik und Theater Zürich ein Doppelstudium in Regie bei Stephan Müller und Komposition für Bühne und Film bei André Bellmont absolvierte.
Nach ersten Inszenierungen an den Stadttheatern Biel/Solothurn und St. Gallen arbeitet Philip Bartels seit 2010 als freischaffender Regisseur mit seiner eigenen Gruppe ox&öl, die seit 2019 im Zürcher sogar theater als Residenz-Gruppe zu Gast ist.
Philip Bartels’ Regiearbeiten entstehen häufig in Kollaboration mit internationalen Komponistinnen wie Julie Herndon und Jessie Marino und zeitgenössischen Musikensembles wie dem Ensemble für Neue Musik Zürich, mit dem er 2011 die Uraufführung von Daniel Fueters Oper „Forelle Stanley“ inszenierte, dem Ensemble TaG, mit dem er im Theater am Gleis Winterthur die experimentellen Musiktheaterproduktionen „more or less normal“ und „Elefanten im All“ realisierte oder dem Ensemble TZARA Zürich, für das er 2020 die szenische Einrichtung von Steven Takasugis „Sideshow“ betreute.
Mit der Gruppe „eigenlaut&leise“ entwickelte Philip Bartels mehrere musikalische Produktionen für die Zürcher Festspiele, 2018 inszenierte er im Rahmen von „radikalisiert euch!“ das Projekt „Und was erlöst uns heute?“ von Patrick Frank in der Gessnerallee Zürich und 2020 übernahm er die szenische Leitung des Festivals „Breaking Boundaries“ im Zürcher Schiffbau. 2021 erarbeitete er für „DA DA DA …“ von Anna Papst am Theater Bern die Musikdramaturgie.
Neben seiner Tätigkeit als Regisseur komponiert und arrangiert Philip Bartels für verschiedenste Formationen mit einer Vorliebe für aussergewöhnliche Besetzungen und Konstellationen – wie beispielsweise seine Komposition für verstärktes Clavichord, monophonen Synthesizer und Gitarren-Effektpedale oder sein Arrangement eines barocken Concerto Grosso für Piccolo, Tuba und Streicher. Beim Davos-Festival 2016 kam seine Bearbeitung der Weigl-Oper „Die Schweizer Familie“ zur Uraufführung, bei der er die Orchestermusik der Wiener Klassik für ein zehnköpfiges Kammermusikensemble mit zwei Schlagzeugerinnen und präpariertem Klavier umgedeutet hat.
Der Film „Connie“ von Judith Kurmann mit seiner Filmmusik gewann auf dem Festival in Locarno 2009 den Prix Action Light und das Statistische Bundesamt vergab zwei Kompositionsaufträge für Vertonungen von historischen Dokumentarfilmen an ihn. Daneben steht Philip Bartels selber auf der Bühne, zuletzt als Pianist und musikalischer Leiter am Stadttheater St. Gallen („Sein oder Nichtsein“, Regie: Barbara-David Brüesch). Philip Bartels lebt in Zürich und ist unter anderem als Gastdozent an der Hochschule der Künste Bern, an der Hochschule für Musik Detmold und an der Musikhochschule Lübeck tätig.
2017 wurde die Arbeit von Philip Bartels im Kollektiv ox&öl mit dem Anerkennungspreis des Kanton Zürich im Bereich der kulturellen Teilhabe ausgezeichnet und ebenfalls 2017 wurde seine „richtungsweisende Vermittlungsarbeit“ für den Junge Ohren Preis in Frankfurt nominiert.