© Lothar Opilik 2021
OX&ÖL – Ein mehrdimensionales Kollektiv
Seit 2010 arbeiten der Regisseur Philip Bartels und die Pianistin Simone Keller kontinuierlich zusammen und leiten seit 2014 gemeinsam das Kollektiv ox&öl, das Projekte im experimentellen Musiktheaterbereich und partizipative Vermittlungsangebote organisiert und durchführt, bei denen Diversität und Inklusion ein selbstverständlicher Teil der künstlerischen Praxis sind. So hat ox&öl beispielsweise über mehrere Jahre hinweg unter dem Titel «piccolo concerto grosso» ein generationenübergreifendes Projekt für Kinder aus multikulturellen Schulhäusern und Seniorinnen und Senioren in der Zürcher Tonhalle und im Grossen Saal des KKL Luzern lanciert, ein Sprechmusiktheater mit konkreter Poesie für Kinder und Stellensuchende auf die Bühne gebracht und über mehrere Jahre ein kollaboratives Konzertformat für jugendliche Straftäter im Justizvollzug ausgearbeitet und durchgeführt.
Seit der Saison 2019/20 ist ox&öl die Hausgruppe am Zürcher sogar theater und hat bei der Aufbauarbeit eines gemischten Bar-Teams mit Künstler:innen und Geflüchteten mitgeholfen. In den vorangegangenen Jahren hat ox&öl ausserdem in Zusammenarbeit mit Ruedi Häusermann eine interaktive Aufnahme-Installation im Zürcher Radiostudio und die interdisziplinären Musiktheater-Projekte «Dinge, die man hin und wieder systematisch tun sollte» und «Ich denke oft an die Menge Rindfleisch, die notwendig wäre, um aus dem Genfersee eine Fleischbrühe zu machen» gemeinsam mit dem Medienkünstler Marcel Zaes im Zürcher Architekturforum entworfen. ox&öl hat 2014 das Kukuruz Quartett für «vier wohlpräparierte Einhandklaviere» gegründet, das seither unter anderem in dem Musiktheaterstück «piano forte» von Ruedi Häusermann am Schauspielhaus Zürich zu sehen und hören war oder in der Inszenierung «24 Bilder pro Sekunde» von Boris Nikitin bei den Wiener Festwochen, im Théâtre Vidy und in der Kaserne Basel mitwirkte. Das Quartett tritt auch regelmässig konzertant auf, beispielsweise bei der documenta 14 im Athener Megaron oder der Biennial of Contemporary Arts in Lissabon, aber auch bei selbstorganisierten guerilla-artigen Veranstaltungen in Bars, Banken, Bierbrauereien, Spitälern und Gefängnissen, Schulen und Clubs, Kuhställen und Artilleriefestungen. Die Einspielung «piano interpretations» gewann 2018 unter anderem in der Auswahl von The New York City Jazz Record «Albums of the year» und wurde von Boston Globe und Chicago Reader in die Liste «Best Albums of the year» aufgenommen.
2020 hat ox&öl im Zürcher Schiffbau das viel beachtete Festival «Breaking Boundaries» organisiert, das im Club Moods und in der grossen Schiffbau-Halle eine breit gefächerte Reihe von Musiktheater und Konzerten präsentierte, die sich angelehnt an die grosse amerikanische Komponistin Pauline Oliveros dem Konzept des «Deep Listening» verschrieben.
ox&öl wurde mit dem Anerkennungspreis der Fachstelle für Kultur des Kantons Zürich im Bereich der kulturellen Teilhabe ausgezeichnet und wurde aufgrund seiner «richtungsweisenden Vermittlungsarbeit» für den «Junge Ohren Preis» in Frankfurt am Main nominiert.